Ohne Medikamente
Welche nichtmedikamentösen Therapien gibt es?
Nichtmedikamentöse Behandlungstechniken sollten ein Grundbestandteil jeder Therapie von chronischen Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien) sein.
Allgemein kann man zwischen schlafspezifischen Behandlungsformen und nicht-schlafspezifischen Therapietechniken unterscheiden.
Schlafspezifische Behandlungsformen:
- Regeln des gesunden Schlafes: Schlafhygiene
- Informationsvermittlung: Schlafedukation
- Schlafrestriktion und Schlafkompression
- Stimulus-Kontrolle
- Veränderung des Denkens: Kognitive Therapie
- Entspannungstechniken
Nicht-Schlafspezifische Behandlungsformen:
Auch die schlafspezifischen Techniken sind eine Form der Psychotherapie (der sog. Verhaltenstherapie). Sie werden als "schlafspezifisch" bezeichnet, weil sie unmittelbar auf die Symptomatik Schlafstörung abzielen, während die schlafunspezifischen Behandlungsformen auf andere (möglicherweise als Ursache oder Folge der Schlafstörung auftretende) Probleme des Patienten ausgerichtet sind. Die schlafspezifischen Techniken beruhen auf dem "Teufelskreislauf der Schlaflosigkeit":
Je nach spezieller Symptomatik des Patienten kombiniert man mehrere dieser Methoden, um den Teufelskreislauf Schlafstörung zu unterbrechen. Vorraussetzung für eine gute Therapie ist dabei immer eine gründliche Diagnostik
Vorteile der nichtmedikamentösen Therapie:
- Nichtmedikamentöse Therapie zielt auf eine dauerhafte Beseitigung der Faktoren ab, die die Schlafstörung aufrechterhalten und/oder auslösen.
- Der Betroffene wird zum Experten in eigener Sache (Selbstwirksamkeit) und kann aktiv auf seine Störung einwirken.
- Im Gegensatz zur medikamentösen Therapie ist eine Aufrechterhaltung des Behandlungserfolges auch nach Therapieende nachgewiesen.
- Die Risiken einer medikamentösen Langzeittherapie (Gewöhnung, Abhängigkeit) werden vermieden.
- Bei Schlafstörungen, die in erster Linie durch organische oder psychiatrische Erkrankungen verursacht werden, können diese Techniken als Zusatzbehandlung von Nutzen sein.
- Nichtmedikamentöse Therapietechniken können das Ausschleichen von Schlafmitteln unterstützen.
Nachteile der nichtmedikamentösen Therapie:
- Der Therapieeffekt stellt sich nicht unmittelbar, sondern erst nach mehreren Wochen ein.
- Die Therapie ist zeitaufwendiger und verlangt vom Patienten eine aktive Mitarbeit. Wie alle wirksamen Mittel so haben auch die nichtmedikamentösen Therapietechniken "Nebenwirkungen", die der Patient bereit sein muss, eine gewisse Zeit zu ertragen, damit die Therapie wirken kann. Zu diesen Nebenwirkungen zählen: Veränderung und Verzicht auf "liebgewonnene" Gewohnheiten, Zunahme der Tagessymptomatik in der Anfangsphase der Therapie (Müdigkeit, Stimmungsschwankungen etc.).
Wirksamkeit:
Die Wirksamkeit schlafspezifischer nichtmedikamentöser Therapietechniken ist unbestritten. Vergleichsstudien zeigen, dass nichtmedikamentöse Techniken unmittelbar nach Therapieende gleich gut abschneiden wie eine Therapie mit Schlafmitteln. Bei vielen Patienten kommt es nach Therapieende außerdem zu einer weiteren Abnahme der Schlafstörungssymptome, so dass die Patienten nach einem Jahr besser abschneiden als solche, die mit Schlafmitteln behandelt wurden. Fasst man die Ergebnisse aller Studien zusammen, dann zeigt sich, dass etwa zwei Drittel der Patienten mit diesen Techniken geholfen werden kann.
Wie lange dauert eine nichtmedikamentöse Therapie?
Die meisten schlafspezifischen nichtmedikamentösen Therapien erstrecken sich über einen Zeitraum von 6-12 Wochen. Allerdings muss sich der Patient nach dieser Zeit weiterhin an das halten, was er in der Therapie gelernt hat. Eine gute Therapie stellt in diesem Sinne eine "Hilfe zur Selbsthilfe" dar.
Die Dauer der nicht schlafspezifischen Therapien ist je nach Therapieart und Problematik des Patienten unterschiedlich, im allgemeinen aber deutlich länger.