Was passiert im Schlaflabor
Als ein Schlaflabor bezeichnet man eine medizinische bzw. medizinisch-psychologische Einrichtung (i.d.R. eine Unterabteilung in einer Klinik), in der spezielle Ableitungen und Untersuchungen in der Nacht durchgeführt werden können. Diese Ableitungen umfassen sowohl Messungen des Schlafverlaufs, der Schlaftiefe und Schlafqualität, als auch Messungen von verschiedenen körperlichen Signalen (Bioparametern) wie das Elektrokardiogramm (EKG), Elektromyogramm (EMG), Atmung, Bewegungen in den Beinen, etc.. Eine vollständige klinische Untersuchung in der Nacht wird als "kardiorespiratorische Polysomnographie" bezeichnet.
Eine solche Untersuchung hat zwei Ziele:
- Feststellung, ob organische Störungen vorliegen (z.B. in der Atmung), die durch eine Tagesuntersuchung nicht erfasst werden könnten.
- Analyse des objektiven Ausmaßes der Schlafstörung (z.B. Wie ist die Schlafdauer, -kontinuität und -tiefe?).
Die Ableitungen sind nur dann möglich, wenn die Patienten buchstäblich von Kopf bis Fuß für die Nacht "verkabelt" werden. Hierbei werden den Patienten kleine, hautverträgliche Elektroden bzw. Sensoren an unterschiedlichen Kopf- und Körperstellen angebracht und befestigt.
Angesichts der vielen Elektroden und Kabel stellen sich die meisten Patienten die Frage: "Kann ich mit all den Kabeln überhaupt noch schlafen?". Zunächst einmal: Die Elektroden werden so befestigt, dass man sich damit im Bett normal drehen und bewegen kann, ohne dass sie abreißen. Ähnlich wie eine Armbanduhr werden die Elektroden auch schon nach kurzer Zeit nicht mehr bewusst wahrgenommen, weil sich die Haut an sie gewöhnt hat. Die Frage, ob die Nacht in einem Schlaflabor überhaupt als "normal" angesehen werden kann, beschäftigt aber nicht nur die Patienten sondern auch die Schlafforschung selber. Hier einige Ergebnisse:
- Ca. 30% der Patienten schlafen in der ersten Schlaflabornacht tatsächlich (noch) schlechter als zu Hause. Hierzu mag die fremde Umgebung ebenso wie das Gefühl beitragen, im Schlaf beobachtet zu werden.
- Ein Viertel der Patienten schläft dagegen in der ersten Nacht viel besser als sonst. Dieser Effekt der ersten Nacht wurde häufig beobachtet, systematisch untersucht und psychologisch erklärt (z.B. als Vorführeffekt: Während der Patient zu Hause mit dem Gedanken/Gefühl ins Bett geht "Ich muss jetzt schlafen", "Hoffentlich klappt es mit dem Schlafen", kommt er ins Schlaflabor, um seine Schlaflosigkeit messen zu lassen. Der Druck, schlafen zu müssen fällt also weg und dies hat den paradoxen Effekt, dass der Schlaf leichter kommt).
- In der Regel verschwinden beide Effekte bereits in der zweiten Nacht. Die zweite bzw. dritte Nacht ist dann meistens eine "typische" Nacht wie zu Hause.
- Auch wenn Patienten in beiden Nächte untypisch schlafen, ist es für die Untersuchung der körperlichen Störungen in der Nacht nicht so entscheidend. Liegen solche Störungen vor, so werden sie auch in untypischen Nächten deutlich.
Wie lange muss man im Schlaflabor bleiben?
Standardmäßig werden zwei Nächte in einem Schlaflabor verbracht, um eine genaue Diagnose zu ermöglichen. Bei speziellen Störungsformen wie der Schlafapnoe kommen häufig noch eine dritte und vierte Nacht hinzu, in der der Patient bereits therapeutisch behandelt und der Erfolg dieser Behandlung überprüft wird.