Absetzen von Schlafmitteln?
Grundsätzlich gilt folgendes:
Eine Veränderung in der Dosierung bzw. ein vollständiges Absetzen eines Medikamentes sollte nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Das Absetzen darf nicht abrupt erfolgen (siehe unten: Absetzpläne)
Gründe für das Absetzen von Schlafmitteln:
- Eine kontinuierliche tägliche Einnahme sollte nicht länger als 4 Wochen erfolgen (siehe Wie lange)
- Zu starke Nebenwirkungen
- Das Medikament wirkt nicht mehr bzw. erneutes Auftreten von Schlafstörungen trotz Schlafmittel.
Absetzpläne:
Schlafmittel werden ausschleichend abgesetzt, indem die Dosis kontinuierlich verringert wird. Hierdurch werden Entzugseffekte abgemildert oder ganz vermieden. Die Dauer des Ausschleichens richtet sich nach der Dauer der Einnahme. Sie kann sich über mehrere Monate hinziehen (bei zuvor jahrelanger Schlafmitteleinnahme) oder über Wochen (bei zuvor mehrmonatiger Einnahme) oder über Tage (bei zuvor Einnahme über wenige Wochen). Je nach Patient kann das Ausschleichen schneller oder langsamer erfolgen als in den unten angegebenen Empfehlungen. Wichtig ist eine entsprechende Kontrolle z.B. anhand von Schlaftagebüchern durch den behandelnden Arzt. Nach unseren Erfahrungen kann es allein aus psychologischen Gründen bei jedem Schritt des Ausschleichens zu einer kurzfristigen Verschlechterung des Schlafes für 1-3 Nächte kommen. Hierauf ist der Patient entsprechend vorzubereiten, damit er nicht vorschnell zu der alten Dosis zurückkehrt.
Die Schlafmediziner Göran Hajak und Eckart Rüther ("Insomnie", Springer-Verlag 1995) geben für das Ausschleichen von Schlafmitteln folgende Empfehlungen:
Ausschleichen bei Kurzzeiteinnahme (wenige Wochen):
- Die Dosis wird alle 3 Tage halbiert bis man bei einem Viertel der Ausgangsdosis angelangt ist. Nach weiteren 3 Tagen wird dann das Mittel ganz abgesetzt.
- Alternativ kann versucht werden von einer täglichen Medikamenteneinnahme in eine Intervalltherapie mit zunehmend größer werdenden Intervallen überzugehen (erst jede 2. Nacht, dann jede 3. Nacht usw.).
- Eine weitere Alternative besteht in der Kontrollierten Intervalltherapie, d.h. 3 Nächte pro Woche festlegen, an denen die normale Dosis genommen werden darf. An den anderen Abenden sollte zunächst nur die Hälfte der normalen Dosis genommen werden. Ab der zweiten Woche kann an den dazwischenliegenden Abenden auf ein Viertel der Ausgangsdosis reduziert werden und schließlich in der 3. Woche an diesen Abenden das Medikament ganz weggelassen werden.
Ausschleichen bei Langzeiteinnahme (Monate bis Jahre):
Als Absetzzeitraum wird hier folgendes empfohlen:
- Bei Einnahme von mehr als 3 Jahren: 1-2 Jahre *
- Bei Einnahme von 1-3 Jahren: 6-12 Monate
- Bei Einnahme von nicht mehr als 1 Jahr: 3-6 Monate
- Im ersten Viertel der Absetzzeit sollte dabei die Dosis schrittweise halbiert werden, in der übrigen Zeit dann vorsichtig weiter reduziert werden.
- Alternativ: Dosis des Schlafmittels regelmäßig (z.B. wöchentlich) an einem Tag pro Woche halbieren bis die halbierte Dosis an allen Tagen der Woche genommen wird. Nach dem gleichen Schema dann weiter reduzieren. Ggf. das Ausschleichen durch Gabe eines sedierenden Antidepressivums in den Frühabendstunden unterstützen. Nach Absetzen des Schlafmittels dann das Antidepressivum nach dem gleichen Schema reduzieren.
- Alternativ: Dosis des Schlafmittels im Abstand mehrerer Wochen für jeweils alle Wochentage auf die Hälfte reduzieren und ggf. ein Antidepressivum oder Neuroleptikum als Zusatzmedikation geben, die im Anschluss an das Absetzen nach dem gleichen Schema ausgeschlichen wird.
Nach unseren eigenen Erfahrungen zeigen sich die geringsten Probleme beim Ausschleichen, wenn der Absetzprozess im Rahmen einer nichtmedikamentösen Therapie erfolgt. Man beginnt hier zunächst bei unveränderter Medikation mit der nichtmedikamentösen Therapiemaßnahme (z.B. Schlafrestriktion), bis sich ein deutlicher Effekt auf die Schlafstörung zeigt und beginnt dann das Schlafmittel nach einem der oben angegebenen Absetzpläne zu reduzieren.
*) Ein Ausschleichen von Medikamenten über Jahre kommt in der Realität äußerst selten vor. In aller Regel kann durch eine begleitende Therapie (medikamentös/nichtmedikamentös) die Ausschleichdauer von Schlafmitteln erheblich verkürzt werden.