Ein- & Durchschlafstörungen

Formen und Ursachen von Ein- und Durchschlafstörungen
(sog. Insomnien)

Bei diesen Schlafstörungen können grob folgende Ursachen unterschieden werden:
  1. Primäre Schlafstörungen (ohne körperliche/psychiatrische Ursache)
  2. Schlafstörungen aufgrund von anderen körperlichen Erkrankungen
  3. Schlafstörungen aufgrund von psychischen/psychiatrischen Erkrankungen
  4. Schlafstörungen aufgrund von Umwelteinflüssen (z.B. Lärm)
  5. Schlafstörungen aufgrund von Medikamenten/Drogen/Alkohol
  6. Schlafstörungen aufgrund von psychischen Belastungen
  7. Schlafstörungen aufgrund von Verhaltensgewohnheiten
  8. Vererbung/Genetik als Einflussfaktor bei Schlafstörungen

In den allermeisten Fällen liegen - gerade bei chronischen Schlafstörungen - mehrere Ursachen vor.

1. Primäre Schlafstörungen

Bei diesen Schlafstörungen findet man keine erkennbare Ursache im Sinne einer körperlichen / psychiatrischen Krankheit, eines Stressfaktors oder eines störenden Umwelteinflusses. Oft haben solche erkennbaren Ursachen zwar zu der Schlafstörung geführt, spielen aber inzwischen keine Rolle mehr: Die Schlafstörung hat sich verselbständigt.

Gerade bei Schlafstörungen, die schon mehrere Monate oder Jahre andauern, spielen solche "primären Anteile" in mehr oder minder starken Ausmaß eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Schlafstörung.

Wie es zu der Aufrechterhaltung kommt ist unter "Teufelskreislauf der Schlaflosigkeit" geschildert.

Therapie: Primäre Schlafstörungen und chronische Schlafstörungen, bei denen primäre Anteile mit eine Rolle spielen, sollten in jedem Fall u.a. auch mit gezielten nichtmedikamentösen Therapieverfahren behandelt werden. (siehe: Ohne Medikamente).

Zurück zur Übersicht: Arten von Schlafstörungen

2. Schlafstörungen aufgrund einer anderen körperlichen Erkrankung:

Die Schlafstörung wird durch eine akute oder chronische Erkrankung des Körpers verursacht. Nicht immer sind diese Krankheiten für den Betroffenen klar erkennbar (wenn z.B. keine anderen Symptome außer der Schlafstörung auftauchen). Eine gründliche allgemeinärztliche Untersuchung ist daher bei allen Patienten mit Schlafstörung notwendig.

Zu den Erkrankungen, die den Schlaf häufig negativ beeinflussen können, gehören:
  • Erkrankungen der Schilddrüse
  • hormonelle Störungen
  • Herz-Kreislauf-Störungen
  • Nierenerkrankungen
  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Rheuma
  • Krebs
  • Hirnschäden
  • Epilepsie
  • Atemwegserkrankungen
  • Schmerzen
  • Degenerative Erkrankungen (Parkinson, Demenz)

Liegen bei einem Patienten andere Erkrankungen vor, dann ist in bezug auf seine Schlafstörungen auch immer zu berücksichtigen, dass aufgrund der körperlichen Veränderungen im Schlaf eine Krankheit, die tagsüber bereits optimal therapeutisch behandelt wird (z.B. Bronchialasthma), sich nachts durchaus schlafstörend auswirken kann (so steigt z.B. der Atemwegwiderstand im Schlaf auch bei Gesunden stark gegenüber dem Wachzustand an, so dass Menschen mit Lungenerkrankungen im Schlaf Atemprobleme bekommen können).

Nicht selten können aber auch Medikamente, die man zur Behandlung einer Krankheit nimmt, ihrerseits den Schlaf stören (Schlafstörungen aufgrund von Medikamenten/Alkohol/Drogen).

Therapie: Da die Schlafstörung ursächlich durch eine körperliche Krankheit hervorgerufen wird, behandelt man zunächst diese selber. Mit Verbesserung der Grunderkrankung sollte sich die Schlafstörung wieder legen. Wenn dies nicht der Fall ist, handelt es sich zumeist um eine verselbständigte chronische Schlafstörung (siehe "Primäre Schlafstörungen"). Handelt es sich bei der Grunderkrankung selber um eine chronische und nur schwer zu behandelnde Krankheit (wie z.B. Rheuma) ist häufig eine ergänzende schlafspezifische Maßnahme ähnlich wie bei primären Schlafstörungen notwendig.

Wichtige eigenständige organische Erkrankungen:

Die Schlafapnoe, das "Restless-legs" Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine) und die periodischen Beinbewegungen im Schlaf gehören ebenfalls zu den organisch bedingten Schlafstörungen. Das Besondere bei diesen Störungen ist, dass sie aber teilweise nur in der Nacht in einem Schlaflabor erfasst werden können. Diese Erkrankungen gehen häufig auch mit einer vermehrten Tagesschläfrigkeit einher:

Schlafapnoe

Typisch sind:

Lautes Schnarchen, Atempausen im Schlaf, das Gefühl auch bei ausreichender Schlafdauer tagsüber zerschlagen/kaputt zu sein, Bluthochdruck. Details auf der Seite Tagesschläfrigkeit

"Restless Legs"

Typisch sind:

Quälende Missempfindungen in den Beinen beim Einschlafen oder auch schon tagsüber, verbunden mit dem Gefühl, die Beine deswegen bewegen zu müssen. Wiederkehrendes Zucken z.B. der großen Zehe, der Wade etc.; das Gefühl, nicht still sitzen zu können

Details

Periodische Beinbewegungen im Schlaf

Typisch sind:

Vom Patienten häufig unbemerkt im Schlaf auftretende wiederholte gleichförmige "Zuckungen" bzw. Bewegungen der Zehen, Füße oder Beine

Details

Narkolepsie

Typisch sind:

Ausgeprägte Schläfrigkeit am Tage, plötzliche Muskelschwäche, wiederholtes Einnicken am Tage, unterbrochener Nachtschlaf, Schlaflähmung, Halluzinationen beim Einschlafen oder Aufwachen

Details auf der Seite Tagesschläfrigkeit

2a) Restless Legs: Das Syndrom der unruhigen Beine

Das Restless-Legs-Syndrom äußert sich in unangenehmen Missempfindungen in den Beinen (besonders den Unterschenkeln), verbunden mit dem Drang oder Zwang, die Beine zu bewegen. Teilweise kommt es zu unwillkürlichen Zuckungen in den Beinen.

Diese Missempfindungen treten meist in Ruhe (z.B. im Sitzen) auf und/oder vor dem Einschlafen. Die Folge können schwere Einschlafstörungen sein, teilweise ist es den Betroffenen nicht möglich, längere Autofahrten, Kino-, Theaterbesuche und Ähnliches zu machen.

Der Verlauf der Krankheit schwankt: Teilweise kommt es zu mehrwöchigen beschwerdefreien Zeiten.

Häufig tritt die Krankheit in Kombination mit dem Syndrom der Periodischen Bewegungen im Schlaf auf.

Ursachen:

Folgen: Schwere Schlafstörungen, Einbuße der Lebensqualität, depressive Verstimmungen (Achtung: Antidepressiva können häufig die Beschwerden verstärken).

Therapie: Die Therapie erfolgt medikamentös. Siehe: Periodische Bewegungen im Schlaf.

2b) Periodische Bewegungen im Schlaf:

Die periodischen Bewegungen im Schlaf (periodic leg movement syndrom - PLMS) sind ein mit dem Restless-Legs-Syndrom verwandtes Krankheitsbild. Bei den periodischen Bewegungen im Schlaf kommt es zu wiederholten kurzen Zuckungen in Beinen oder Armen (alle 20-40 Sekunden).

Ursachen: Die genaue Ursache dieser Zuckungen ist unbekannt. Man findet sie bei ca. 15% der Patienten, die über Schlafstörungen klagen. Gehäuft treten sie im Alter auf (über 30% der über 60-jährigen). Besonders häufig findet man periodische Bewegungen bei Patienten mit Restless-legs, Narkolepsie, obstruktiver Schlafapnoe, Nierenerkrankungen, Behandlung mit bestimmten Antidepressiva (trizyklische Antidepressiva oder MAO-Hemmer), sowie beim Entzug von Schlafmitteln.

Folgen: Die Zuckungen stellen für das schlafende Gehirn einen kurzen Weckreiz dar, d.h. der Schlaf kann nicht kontinuierlich verlaufen, sondern wird immer wieder gestört. Tiefschlafphasen werden häufig nicht erreicht, man wacht häufig auf, fühlt sich wenig erholt, leidet unter Tagesschläfrigkeit.

Therapie: Die Therapie erfolgt medikamentös in aller Regel mit Medikamenten, die den Botenstoff "Dopamin" im Gehirn beeinflussen. Diese Medikamente werden in anderer Dosierung auch bei Parkinson-Patienten verschrieben, was viele Patienten, die durch ihren Arzt darüber nicht aufgeklärt werden, beunruhigt: Restless-Legs und Periodische Bewegungen im Schlaf haben aber nichts mit Parkinson zu tun!

Die Behandlung mit diesen Medikamenten (z.B. "Madopar", "Rest-Ex") muss individuell abgestimmt werden - ein gutes Arzt-Patient-Verhältnis ist wichtig, um das Verhältnis von Wirkung und Nebenwirkungen, Aufrechterhaltung des therapeutischen Erfolgs (bei L-Dopa-Medikation häufig Verschiebung der Symptomatik nach einiger Zeit in den Tag) im Blick zu behalten.

Weitere Information zu dieser Krankheit finden Sie auf der folgenden Web-Seite: www.neuro24.de

Zurück zur Übersicht: Arten von Schlafstörungen

3. Psychiatrisch bedingte Schlafstörungen:

Etwa 70-80% der psychiatrisch erkrankten Patienten klagen über erhebliche Schlafstörungen. Zu den psychischen/psychiatrischen Krankheitsbildern, die häufig mit Schlafstörungen einhergehen gehören:

Umgekehrt entwickeln sich im Laufe einer Schlafstörung häufig schwere depressive Verstimmungen, so dass es schwer fällt, zu entscheiden, was Ursache und was Folge einer Schlafstörung ist. Kompliziert wird diese Entscheidung dadurch, dass eine Schlafstörung als schwere Belastung bzw. "Stressfaktor" durchaus eine Depression nach sich ziehen kann, die dann ihrerseits unabhängig von der Schlafstörung weiter bestehen bleibt.

Schließlich gibt es auch eine Form der Depression, die sich in erster Linie in körperlichen Beschwerden niederschlägt, ohne dass der Betroffene sich selber als "depressiv" wahrnimmt. In diesem Fall würde die Schlafstörung - häufig mit anderen körperlichen/psychovegetativen Beschwerden - die Depression "verdecken". Man spricht dann von einer sog. "larvierten" (= versteckten) Depression.

Für alle Leser, die schnell und informativ einen Überblick über wichtige psychische Erkrankungen und die damit verbundenen häufigsten Irrtümer bekommen möchten, können wir folgenden Link empfehlen:

Psycholography
Hier räumt ein junger Kollege mit den häufigsten Vorurteilen über psychische Erkrankungen auf und bietet kompakte Infos auf aktuellem Wissensstand!

Therapie: Wie bei Schlafstörungen aufgrund körperlicher Erkrankungen wird man hier zunächst die psychische Grunderkrankung behandeln. Mit Besserung der psychischen Erkrankung sollte sich dann auch die Schlafstörung verbessern. Bleibt die Schlafstörung jedoch bestehen, dann müssen zusätzlich die "verselbständigten Anteile" mitbehandelt werden. Da Schlafstörungen - egal welcher Ursache - immer einen Stressfaktor darstellen, durch den sich z.B. eine bestehende Depression weiter verschlechtern kann, ist es nach unserer Erfahrung sinnvoll, neben der spezifischen Behandlung der psychischen Grunderkrankung zusätzlich mit schlafspezifischen Maßnahmen (Schlafedukation, Schlafhygiene, Schlafkompression) zu arbeiten.

Anmerkung: Bei Schlafstörungen werden nicht selten Antidepressive/Neuroleptika verschrieben. Die Verschreibung von Antidepressiva/Neuroleptika (Medikamente zur Behandlung von Depressionen, Schizophrenien) bedeutet nicht automatisch, dass eine entsprechende psychiatrische Erkrankung vorliegt. Beide Medikamentengruppen werden alternativ statt der klassischen Schlafmittel zur Behandlung von chronischen Schlafstörungen eingesetzt.(siehe Medikamente)

Weitere Informationen zum Thema Schlafstörungen bei psychischen Erkrankungen finden Sie auf der Webseite des Schlafmedizinischen Zentrums München

Zurück zur Übersicht: Arten von Schlafstörungen

4. Schlafstörungen aufgrund von Umwelteinflüssen:

Umweltreize wie z.B. Lärm stören naturgemäß sehr leicht ab einer bestimmten Lautstärke den Schlaf und können Ursache von Schlafstörungen sein, die in dem Moment, wenn der störende Lärm wegfällt, wieder verschwinden. Nach unserer Erfahrung spielen solche Faktoren bestenfalls bei der Auslösung von Schlafstörungen eine Rolle, selten aber tragen sie hauptsächlich zur Aufrechterhaltung bei chronischen Schlafstörungen bei. Chronisch schlafgestörte Patienten sorgen in aller Regel längst dafür, dass die Umgebungsfaktoren (Lärm, Licht, Temperatur) optimal sind.

Ein häufiger Fehler von Schlafgestörten Patienten ist es, dass sie - um sich gegen Geräusche abzuschirmen - dauerhaft Ohrstöpsel (Ohropax o.ä.) benutzen. Die Verwendung von Ohrstöpseln ist nur dann gerechtfertigt, wenn die Lautstärke von Geräuschen physikalisch so hoch ist, dass sie tatsächlich zu einer objektiven Störquelle werden (z.B. startende/landende Flugzeuge, Schlafzimmer direkt an einer stark befahrenen Straße, LKW-Verkehr). Viele Patienten erleben aber bereits relativ schwache Geräusche als Störquelle. Die Verwendung von Ohrstöpseln führt hier häufig dazu, dass der Patient immer geräuschempfindlicher und "hellhöriger" wird. Ursache dafür ist folgender Umstand: Auch wenn wir schlafen, arbeitet unser Gehirn weiter und überprüft u.a. die Umgebung daraufhin, ob eine "Gefahr" droht, die das Aufwachen erforderlich macht. Dieser für das Überleben ursprünglich wichtige Überwachungsmechanismus wird natürlich durch Ohrstöpsel behindert. Die Folge: das Gehirn muss sich mehr anstrengen (d.h. "wacher sein"), und die Schwelle, ab der wir Geräusche bewusst wahrnehmen, sinkt. Ohrstöpsel führen also auf Dauer, wenn man sie jede Nacht nimmt, dazu, dass man noch geräuschempfindlicher wird und schlechter schläft.

Schnarchender Bettpartner: Schnarchende Bettpartner werden von vielen Schlafgestörten trotz alledem "ertragen", obwohl es sich hier um eine objektiv den Schlaf störende Lärmquelle handeln kann. Bei einigen Patienten besteht der Grund, dass sie trotzdem neben dem Schnarcher liegen bleiben, schlicht in der Tatsache, dass sie keinen Ausweichraum haben. Bei vielen liegt dem aber auch die Meinung/Ansicht zugrunde, dass zu einer guten Paarbeziehung das "gemeinsame Bett" zwingend dazugehöre. Ob das jahrelange "angenervt sein" über das Schnarchen des Partners tatsächlich eine Beziehung verbessert, ist aus unserer Sicht allerdings sehr fraglich. Das Schlafen in getrennten Räumen kann darüber hinaus, den Reiz einer hin und wieder gemeinsam verbrachten Nacht erheblich erhöhen und für mehr Frische und Spannung in einer Beziehung sorgen.

Licht: Helles Licht (Straßenlaternen vorm Fenster; frühmorgendliche Sonne im Schlafzimmer) kann mit zu Schlafstörungen beitragen. Auch nachts, wenn man auf Toilette geht, sollte man nach Möglichkeit keine zu hellen Lichtquellen einschalten.

Mond: Obwohl über 50% der Bevölkerung dem Vollmond einen Einfluss auf ihren Schlaf nachsagen, konnte in wissenschaftlichen Untersuchungen dieser Einfluss bislang noch nie nachgewiesen werden.

Elektrosmog: Es gibt wenige Studien, die einen minimalen Einfluss z.B. eines eingeschalteten Handys auf dem Nachttisch auf den Schlaf nachweisen konnten. Nach unserer Erfahrung hat Elektrosmog keinen maßgeblichen Einfluss auf chronische Schlafstörungen - die störende Wirkung z.B. einer Tasse Kaffee am frühen Nachmittag oder eines einziges Glas Weins am Abend ist wesentlich höher einzuschätzen.

Erdstrahlen & Wasseradern: Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dieser Phänomene, aber viele Patienten, die viel Geld in Wünschelrutengänger u. Ähnliches investiert haben, ohne dass ihre Schlafstörung sich dauerhaft besserte.

Zurück zur Übersicht: Arten von Schlafstörungen

5. Schlafstörungen aufgrund von Medikamenten/Drogen/Alkohol

Medikamente: Eine Vielzahl von Medikamenten kann als Nebenwirkung unter Umständen zu Schlafstörungen beitragen. Lesen Sie daher sorgfältig den Beipackzettel von Medikamenten und besprechen Sie ggf. mit ihrem Arzt, ob ein anderes Medikament ohne diese Nebenwirkung ihnen auch helfen könnte (Andererseits dürfen Sie nicht nach dem Durchlesen des Beipackzettels glauben, dass alle erwähnten Nebenwirkungen auf Sie zutreffen müssen: In den Beipackzetteln werden nämlich auch solche Nebenwirkungen aufgeführt, die nur selten bis extrem selten auftreten.). Medikamente, die häufig Schlafprobleme als Nebenwirkung haben sind u.a. den Wirkstoff Theophyllin enthaltende Medikamente zur Behandlung von Atemwegserkrankungen und Beta-Blocker zur Behandlung von Bluthochdruck

Drogen: Alle illegalen Drogen beeinträchtigen den natürlichen Schlaf bzw. führen je nach Substanzart zu schweren Schlafstörungen.

Alkohol: Alkohol gilt zwar als das "älteste Schlafmittel" der Welt, aber die wenigsten Menschen (auch viele Hausärzte) wissen, dass Alkohol zwar das Einschlafen erleichtert, das Durchschlafen aber erschwert:

Sowohl einmaliger als auch regelmäßiger Alkoholkonsum am Abend kann daher -selbst wenn es sich um geringe Mengen handelt - Ursache von Durchschlafstörungen sein.

Ursache: Alkohol wirkt sich auf die Balance unseres vegetativen Nervensystems aus. Zunächst wird durch Alkohol der sog. Parasympathikus (für Erholung & Verdauung zuständig) angeregt und gleichzeitig der sog. Sympathikus (für Arbeit/Aktivität zuständig) unterdrückt. Als Folge fühlt man sich wohlig entspannt und kommt leichter in den Schlaf.

Nach ca. 3 Stunden ist der Alkohol im Körper abgebaut und es tritt ein "Entzugseffekt" auf: Die vegetative Balance schlägt in ihr Gegenteil um: der Sympathikus wird plötzlich aktiv, der Parasympathikus wird unterdrückt. Typische Folgen: abruptes Aufwachen in der zweiten Nachthälfte, Unruhe, Schwitzen, trockener Mund, Herzklopfen.

Die sympathische Aktivierung aufgrund des Alkoholabbaus kann bis zu 3 Stunden anhalten. Sie ist besonders deswegen für den Schlaf verhängnisvoll, da sie erst in der zweiten Nachthälfte einsetzt, wenn ohnehin schon der Schlafdruck weitgehend abgebaut ist und der Körper durch den Anstieg der Körpertemperatur und durch Ausschüttung von Stresshormonen (Cortisol) sich beginnt, wieder auf den Tag vorzubereiten.

Weitere Nachteile von Alkohol:

Alkoholabhängigkeit: Chronischer Alkoholkonsum im Sinne von Alkoholismus bewirkt fast immer Ein- und Durchschlafstörungen. Die Gehirntätigkeit im Schlaf (das EEG) wird durch chronischen Alkoholismus erheblich verändert. Auch nach dem völligen Verzicht auf Alkohol bleibt diese Veränderung und mit ihr die Schlafstörung wie eine "Narbe" oft jahrelang noch bestehen.

Zurück zur Übersicht: Arten von Schlafstörungen

6. Schlafstörungen aufgrund von psychischen Belastungen:

Belastende Lebensereignisse (Berufswechsel, Hausbau, Todesfall, Krankheit, finanzielle Probleme, Prüfungen usw.) ziehen häufig Schlafstörungen nach sich. Zumeist handelt es sich um akute Schlafstörungen, die wieder von selber abklingen, wenn der Stress vorbei ist. Durch sorgfältige Beachtung schlafhygienischer Regeln kann man einer weiteren Verschlechterung der Schlafstörung in solchen Zeiten vorbeugen. Nicht selten stehen solche akuten Vorkommnisse am Beginn einer chronischen Schlafstörung (siehe Primäre Schlafstörungen).

Weniger eindeutig ist der Zusammenhang zwischen Stress und Schlafstörung für den Betroffenen, wenn es sich nicht um ein akutes Lebensereignis, sondern um lange anhaltende Stressfaktoren handelt (Probleme in der Partnerschaft, Unzufriedenheit im Beruf, perfektionistische Einstellung usw.). Da es sich hierbei oft um eine verinnerlichte Spannung handelt, kann die Schlafstörung auch dann auftreten, wenn man z.B. im Urlaub ist und allen Grund hätte, zufrieden zu sein.

Zurück zur Übersicht: Arten von Schlafstörungen

7. Schlafstörungen aufgrund von Verhaltensgewohnheiten:

Eine ganze Reihe von Verhaltensgewohnheiten (Kurzes Einnicken vorm Fernseher, Ausschlafen am Wochenende, Sport am Abend, Mittagsschlaf u.a. mehr) kann zu Schlafstörungen beitragen. Eine Auflistung der wichtigsten Gewohnheiten, die den Schlaf stören können, finden sie unter: Schlafhygiene - Regeln des gesunden Schlafes

8. Vererbung/Genetik als Einflussfaktor bei Schlafstörungen:

Wie bei allen Krankheiten kann auch im Falle von Schlafstörungen ein Erbfaktor vorliegen, d.h. die Anfälligkeit für Schlafstörungen wurde dem Betroffenem schon bei der Geburt quasi in die Wiege gelegt. Nach dem bisherigen Erkenntnisstand ist dieser Erbfaktor jedoch eher gering. Selbst wenn er vorhanden ist, entscheiden Lebensweise und Lebensereignisse wesentlich stärker darüber, ob es zum Ausbruch von Schlafstörungen kommt. In keinem Fall rechtfertigt ein Erbfaktor den Gedanken: "Mir ist nicht zu helfen".

Ein erblicher Einfluss wird vor allem bei solchen Patienten vermutet, die bereits seit der frühen Kindheit über Schlafstörungen klagen (sog. idiopathische Insomnie). Auch bei der idiopathischen Insomnie kann durch eine nichtmedikamentöse Therapie die Schlafstörung wesentlich gebessert werden.

Zurück zur Übersicht: Arten von Schlafstörungen