Parasomnien
Bitte beachten Sie: Schlafgestoert.de beschäftigt sich in erster Linie mit Ein- und Durchschlafproblemen. Die therapeutischen Empfehlungen (Medikamentöse Therapie/Nichtmedikamentöse Therapie) gelten ausschließlich für Insomnien, nicht aber für die in diesem Abschnitt beschriebenen Störungsbilder oder Mischformen. Aus diesem Grund ist die Beschreibung der folgenden Störungsbilder eher kurz gehalten. Genauere Hinweise finden sich zum Teil unter den entsprechenden Verweisen zu anderen Internetseiten.
"Para" = griechisch: nebenher, bei, während
"Somnia" = lateinisch: der Schlaf
Parasomnie: Aus dem Schlaf heraus auftretende Auffälligkeit
Bei den Parasomnien handelt es sich um Störungen, die aus dem Schlaf heraus, d.h. beim Erwachen oder teilweise Erwachen auftreten. Die Parasomnien werden in vier Gruppen eingeteilt:
Einteilung: Parasomnien | Symptome |
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1. Aufwachstörungen |
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2. Störung des Schlaf-Wach-Überganges |
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3. REM-Schlaf -Parasomnien |
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4. Andere Parasomnien |
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1. Aufwachstörungen:
Bei den Aufwachstörungen handelt es sich um ein teilweises Erwachen zumeist im ersten Nachtdrittel aus Tiefschlafstadien heraus. Bei Kindern sind solche Aufwachstörungen häufig gutartig und vorübergehender Natur (wahrscheinlich als Folge einer von selbst vorübergehenden Reifungsstörung des Gehirns). Man findet Aufwachstörungen aber auch häufig als Folge traumatischer, belastender Erlebnisse. Bei Erwachsenen vermutet man, dass psychische Konflikte/Störungen nächtlich Aufwachstörungen hervorrufen. Bei älteren Menschen sind Aufwachstörungen häufig eine Folge anderer Medikamente. Da ähnliche Phänomene auch durch eine Epilepsie hervorgerufen werden können, sollte bei wiederholten Aufwachstörungen ein Neurologe aufgesucht werden.
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Schlaftrunkenheit:
Als Schlaftrunkenheit bezeichnet man Verwirrtheitszustände während und nach dem Erwachen insbesondere in der ersten Nachthälfte. Der Betroffene weiß im Zustand der Schlaftrunkenheit häufig nicht, wo er sich befindet, wie spät es ist usw. Dieser Zustand kann wenige Minuten bis Stunden andauern. Meistens kann sich der Betroffene hinterher auch nicht daran erinnern.
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Schlafwandeln:
Zum Schlafwandeln bzw. dem sog. Somnambulismus zählt man nicht nur das Umhergehen im Schlaf sondern auch weniger spektakuläre Verhaltensweisen wie sich im Bett aufsetzten, umherschauen usw. . Das Schlafwandeln tritt aus dem Tiefschlaf heraus auf, hat also nichts mit Träumen zu tun. Es beginnt meistens mit einem Aufsetzen im Bett, sinnlosen Bewegungen bis hin zu komplexen Handlungen wie z.B. Kochen. Die meisten Schlafwandlerepisoden dauern jedoch nur Sekunden bis wenige Minuten. Länger andauernde Episoden sind selten. Der Betroffene kann sich hinterher an nichts erinnern. Im Gegensatz zum Sprichwort besitzt der Schlafwandler keine schlafwandlerische Sicherheit und kann sich von daher leicht selbst gefährden (z.B. wenn er beim Schlafwandeln ein Fenster mit einer Tür verwechselt). Ca 15% aller Kinder schlafwandelt einmal, ca 5% häufiger. Meistens geht das Schlafwandeln bis zum 15. Lebensjahr von selbst zurück. Bei Erwachsenen kommt es wesentlich seltener vor (ca. 2-3%). Als eine Sonderform des Schlafwandelns leiden einige Patienten darunter, dass sie in einem schlafwandlerischen Zustand nachts unkontrolliert Nahrung zu sich nehmen (wird als sog. schlafbezogenes nächtliches Essen inzwischen als eigenständige Parsasomnie diskutiert). Im Gegensatz zum nächtlichen Ess-Syndrom, bei dem die Betroffen nachts in wachem Zustand essen, kann es hierbei dazu kommen, dass der Patient auch ungenießbare oder ungewöhnliche Lebensmittel zu sich nimmt (z.B. ungekochte Nudeln oder ein ganzes Glas Marmelade). Ebenfalls eine eher bizarre Form des Schlafwandelns, die zz. als eigenständige Störung diskutiert wird, ist das sog. Sleep-Sex-Syndrom bzw. Sexual behavior in sleep (SBS)oder "sexsomnia", bei dem der betroffene in einem schlafwandlerischen Zustand sexuelle Handlungen begeht. Mehr Informationen hierzu unter www.sleepsex.org
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Pavor Nocturnus:
Als Pavor Nocturnus (englisch: sleep terror) bezeichnet man ein plötzliches Erwachen aus dem Tiefschlaf mit gellendem Schrei und Anzeichen intensiver Furcht. Der Betroffene reagiert in diesem Zustand nicht auf Trost oder Zuspruch. Nach 5-10 Minuten geht die Erregung von alleine zurück. Am nächsten Morgen weiß der Betroffene in aller Regel nichts von der nächtlichen Episode.
- Aufwachparasomnien nehmen an Häufigkeit zu, je tiefer der Schlaf ist bzw. je größer der Schlafdruck. Als Betroffener sollte man daher alles meiden, was das Aufwachen erschwert bzw den Schlafvertieft. Aus diesem Grunde sollte man
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- Vor dem Schlafengehen auf Alkohol verzichten
- Schlafentzug vermeiden (Vorsicht bei Schichtarbeit, Fernflügen usw)
- Regelmäßige Zubettgeh- und Aufstehzeiten
- Ausreichende Liegezeit im Bett
- Verzicht auf Schlafmittel
- Regelmäßiger Mittagsschlaf
- Die Therapie, sofern erforderlich, erfolgt je nach Einzelfall psychotherapeutisch oder medikamentös (Antidepressiva).
2. Störungen des Schlaf-Wach-Überganges
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Schlafstörungen durch rhythmische Bewegung:
Gleichartige wiederholte Bewegungen vor allem des Kopfes, die vor dem Einschlafen beginne und im Schlaf teilweise andauern. Die Störung beginnt meistens in den ersten zwei Lebensjahren und endet spontan im 2. oder 3.Lebensjahr. Bei Kindern im Vorschulalter ist i.d.R. keine Therapie notwendig.
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Einschlafzuckungen:
Plötzliche kurze Zuckungen von Armen, Beinen oder Kopf beim Einschlafen kommen bei fast allen Menschen als natürliches Phänomen des Einschlafprozesses vor, häufig in Kombination mit Fallgefühlen. Eine Therapie ist nicht notwendig. Als Parasomnie im Sinne einer Krankheit spricht man erst dann, wenn die Zuckungen so häufig und schwer sind, dass sie zu Einschlafbeschwerden führen.
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Sprechen im Schlaf:
Verständliches oder unverständliches Stammeln/Sprechen im Schlaf ohne dass der Betroffene sich der Tatsache, dass er spricht, bewusst ist, kann in allen Schlafstadien vorkommen. Tritt häufiger auf, wenn jemand krank ist (z.B. Fieber hat).
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Nächtliche Wadenkrämpfe
Sind meistens Ausdruck eines Magnesium-, Eisen- oder Kalziummangels
3. REM-Schlafparasomnien
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Alpträume
Alpträume sind Angstträume während der REM-Schlafphasen. Sie kommen bei Kindern relativ häufig vor (10-50%) und nehmen mit zunehmender Alter von selber ab. Im Erwachsenenalter sind sie meist Folge einer psychischen Belastung (Traumata, Konflikte), Begleitsymptom psychischer Erkrankungen oder Folge von Medikamenten. Alkohol bewirkt u.a. dass die ersten Traumphasen in der Nacht unterdrückt werden, so dass es in der zweiten Nachthälfte zu vermehrten, häufig auch "wilderen" Träumen kommen kann.
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Schlaflähmung:
Schlaflähmung bezeichnet die Unfähigkeit, sich zu bewegen, und tritt beim Einschlafen oder nach dem Erwachen auf. Für den Betroffenen ist dieser Zustand, der mehrere Minuten dauern kann, häufig sehr quälend und beängstigend, weil er das Gefühl hat, gelähmt zu sein. Der Zustand endet in aller Regel spontan oder wenn der Betroffene angesprochen wird. Ursache ist wahrscheinlich, dass die motorische Lähmung, die im REM-Schlaf verhindert, dass wir unsere Träume ausleben (siehe Schlafstadien und Schlafprofil), einsetzt oder fortdauert zu einem Zeitpunkt, wo das Gehirn schon oder noch wach ist.
Schlaflähmung ist ein Symptom der Narkolepsie, tritt aber sporadisch auch bei ansonsten gesunden Menschen auf.
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Beeinträchtigung der Erektionen im Schlaf:
Wenn die im REM-Schlaf normalerweise auftretenden Erektionen fehlen, stellt dies einen Nachweis für eine organisch bedingte Impotenz dar.
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Schmerzhafte Erektionen im Schlaf:
Penisschmerzen während der im REM-Schlaf auftretenden Erektionen
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REM-Schlaf abhängige Asystolie (Sinus-Arrest):
Eine Herzrhythmusstörung mit kurzen Herzstillständen im REM-Schlaf bei ansonsten gesunden Menschen. Keine Schlafbeschwerden.
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Verhaltensstörung im REM-Schlaf (Schenck-Syndrom):
Fehlende "Lähmung" der Muskulatur im REM-Schlaf. Träume werden "ausagiert". Möglicherweise schädigende Verhaltensweisen im Schlaf.
4. Andere Parasomnien
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Bruxismus:
Zähneknirschen im Schlaf tritt bei den meisten Menschen als gelegentliches Phänomen auf und ist nur in den selteneren Fällen behandlungsbedürftig. Die Behandlung zielt zum einen auf die Verhinderung der durch häufiges Zähneknirschen ausgelösten Abnutzungserscheinungen der Zähne (z.B. mit einer Aufbißschiene, die man nachts trägt). Zum anderen kann versucht werden durch gezieltes Entspannunstraining und/oder ggf. Psychotherapie die Häufigkeit des Zähneknirschens zu reduzieren, da Belastungssituationen zu einem gehäuften Auftreten führen.
Speziell mit dem Phänomen Bruxismus beschäftigt sich folgender Experte:
Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Doering
Bereich Psychosomatik in der Zahnheilkunde
Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik
Universitätsklinikum Münster
Waldeyerstraße 30
D-48149 Münster
Tel.: **49-251-83 47075
Fax: **49-251-83 45730
eMail
Homepage -
Enuresis Nocturna:
Nächtliches Bettnässen.
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Schlafbezogenes abnormes Schlucksyndrom:
Unangemessenes Schlucken von Speichel, Verschlucken, Husten im Schlaf, plötzliches Erwachen mit Erstickungsgefühlen, Schlafstörungen.
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Nächtliche paroxysmale Dystonie:
Abnormale Muskelaktivität im Schlaf (vor allem im NREM-Schlaf)
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Syndrom des ungeklärten plötzlichen nächtlichen Todes
Plötzlicher Tod im Schlaf bei gesunden jungen Erwachsenen insbesondere südostasiatischer Abstammung.
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Primäres Schnarchen:
Laute Atemgeräusche der oberen Atemwege im Schlaf ohne Atempausen oder Atemabflachungen (Vergleiche: Schlafapnoe).
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Kindliche Schlafapnoe:
Gehäufte Atempausen bei Kindern im Schlaf (Apnoe in der Kindheit).
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Angeborenes zentrales Hypoventilationssyndrom:
Angeborene flache Atmung oder Atempausen, die im Schlaf ausgeprägter sind als im Wachzustand.
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Plötzlicher Kindstod:
Plötzlicher unerwarteter Tod von Kindern (Alter: 0-12 Monate) im Schlaf.
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Gutartiger Schlafmyoklonus beim Neugeborenen:
Kurze Muskelzuckungen des Rumpfes und/oder der Glieder im Schlaf bei Neugeborenen.