Häufigkeit und Dauer von Schlafstörungen
1. Verbreitung von Schlafstörungen:
Wer unter chronischen Schlafstörungen leidet, hat oft das Gefühl, er wäre der Einzige, der sich durch die Nacht quälen muss, während alle anderen gut schlafen. Häufig reagieren Freunde, Arbeitskollegen, ja sogar selbst der Partner mit Unverständnis, wenn man darüber berichtet, wieder einmal die ganze Nacht wachgelegen zu haben. Oder es kommen (hilflose) Tipps wie z.B. "Du musst dich mehr entspannen", "Trink doch mal ein Glas Wein am Abend" usw.. Viele Betroffene ziehen es daher resigniert vor, gar nicht über ihre Schlafprobleme zu berichten. Häufig weiß nicht einmal der Hausarzt, dass sein Patient darunter leidet.
Der subjektive Eindruck, dass alle anderen gut schlafen könnten, nur man selber nicht, täuscht aber. Wissenschaftliche Untersuchungen in vielen westlichen Ländern zeigen:
- Etwa jeder 3. Erwachsene leidet gelegentlich unter Ein- und/oder Durchschlafstörungen. Bei etwa jedem 10. Erwachsenen liegt aber bereits eine chronische Schlafstörung vor, durch die er sich in seiner Stimmung und Leistungsfähigkeit am Tage erheblich beeinträchtigt fühlt.
- Schlafstörungen zählen damit (neben Kopfschmerzen) zu den häufigsten psychosomatischen Beschwerden.
Risikofaktoren für Schlafstörungen:
- Alter:
Noch dramatischer sieht die Statistik aus, wenn man das Lebensalter berücksichtigt: 40% der über 65jährigen klagt über unzureichenden Schlaf bzw. Schlafprobleme.
- Geschlecht:
Bis zum 40. Lebensjahr sind Frauen wie Männer etwa gleichhäufig betroffen. Danach nimmt der Anteil der Frauen gegenüber Männern auf 3:2 zu. Die Ursache hierfür ist einerseits in den Schlafstörungen zu sehen, die durch hormonelle Umstellungsprozesse während der Wechseljahre verursacht werden, andererseits in dem Umstand, dass Frauen wahrscheinlich ein höheres Schlafbedürfnis haben als Männer. - Einkommen und Ausbildungsniveau:
Wie die meisten anderen körperlichen und psychischen Krankheiten, so treten auch Schlafstörungen häufiger in den unteren Einkommensschichten auf. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Schlechtere Arbeitsbedingungen (Schichtarbeit), schlechtere Wohnverhältnisse (Straßenlärm), schlechtere Ernährung, eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten, finanzielle Sorgen usw. - Andere Krankheiten:
Andere körperliche und psychische Krankheiten gehen vermehrt mit Schlafstörungen einher (siehe Schlafstörungsarten) - Schichtarbeit:
Über die Hälfte derSchichtarbeiter mit Nachtschichten klagt über Schlafstörungen
2. Dauer von Schlafstörungen
Die Internationale Klassifikation der Schlafstörungen unterscheidet bezüglich der Dauer folgende Schweregrade:
- Akute Schlafstörungen: Dauer von 4 Wochen oder weniger.
- Subakute Schlafstörungen: Dauer von mehr als 4 Wochen, aber weniger als 6 Monaten.
- Chronische Schlafstörungen: Dauer von 6 Monaten oder länger.
Akute und subakute Schlafstörungen verschwinden häufig wieder, wenn die auslösende Ursache (z.B. eine Krankheit, besondere Stressfaktoren) verschwindet. Nicht selten jedoch tritt nach unserer Erfahrung innerhalb weniger Wochen nach Beginn einer Schlafstörung eine "Verselbständigung" auf. Die auslösenden Ursachen spielen dann keine Rolle mehr und die Schlafstörung wird chronisch (siehe unter Teufelskreislauf Schlafstörung).
Chronische Schlafstörungen gehören zu den ausgesprochenen "hartnäckigen" Beschwerden. Eine spontane Heilung ohne Behandlung ist bei dieser Form der Schlafstörung äußerst selten. Entsprechend berichten zwei Drittel der Patienten mit schweren Schlafstörungen, dass sie bereits 1-5 Jahre oder mehr darunter leiden, bei 40% der Betroffenen sind es mehr als 5 Jahre. Die schlafgestörten Patienten in schlafmedizinischen Ambulanzen weisen im Mittel eine Störungsdauer von 12-14 Jahren auf!
Diese lange Störungsdauer bei Schlafstörungen darf aber nicht entmutigen, denn diese Angaben stammen von Patienten, die eben bis zu der Befragung durch einen Wissenschaftler noch nie angemessen diagnostiziert und therapiert wurden. Auch bei Patienten, deren Schlafstörungen schon Jahrzehnte andauern, lassen sich durch entsprechende gezielte Maßnahmen wesentliche Verbesserungen erreichen!