Schlaf- Wach- Rhythmus-Störungen

Bitte beachten Sie: Schlafgestoert.de beschäftigt sich in erster Linie mit Ein- und Durchschlafproblemen. Die therapeutischen Empfehlungen (Medikamentöse Therapie/Nichtmedikamentöse Therapie) gelten ausschließlich für Insomnien, nicht aber für die in diesem Abschnitt beschriebenen Störungsbilder oder Mischformen. Aus diesem Grund ist die Beschreibung der folgenden Störungsbilder eher kurz gehalten. Genauere Hinweise finden sich zum Teil unter den entsprechenden Verweisen zu anderen Internetseiten.

Bei diesen Schlafstörungen handelt es sich in erster Linie um Schlafprobleme, denen eine Störung des biologischen Schlaf-Wach-Rhythmus selber oder eine Diskrepanz zwischen innerer Uhr und äußerer Zeit der Umwelt zugrunde liegt.

In den meisten Fällen kann der Betroffene schlafen, aber nicht zu den "normalen" Zeiten, die in unserer Gesellschaft für das Schlafen vorgesehen sind. So gelingt es z.B. extremen Nachtmenschen häufig nicht vor 24 Uhr einzuschlafen. Sie haben dann entsprechend Probleme zur "normalen Zeit" (d.h. z.B. 7 Uhr morgens) aufzustehen. Extreme Morgenmenschen haben umgekehrt das Problem, dass sie häufig schon sehr früh am Abend (z.B. 21 Uhr) so müde sind, dass sie dann zu Bett gehen und einschlafen können. Sie werden dann aber entsprechend früh (z.B. 4 Uhr) wach und können nicht mehr einschlafen. Ein anderes typisches Beispiel für eine Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung sind durch Fernflüge ausgelöste vorübergehende Schlafprobleme (sog. Jet lag).

Zu den Schlaf-Wach-Rhythmus-Störungen zählt man folgende Störungsbilder:

Bei diesen Schlafstörungen können grob folgende Ursachen unterschieden werden:

  1. Schlafstörung bei Zeitzonenwechsel (Jet lag):
    Ein- und/oder Durchschlafbeschwerden/erhöhte Tagesschläfrigkeit nach Fernflügen.
  2. Schlafstörung bei Schichtarbeit:
    Schlafstörungen/erhöhte Schläfrigkeit als Begleiterscheinung bei Schichtarbeit.
  3. Verzögertes Schlafphasensyndrom:
    Probleme zu normalen Zeiten einzuschlafen und aufzustehen. Problemloser Schlaf, wenn der Betroffene später zu Bett gehen und später aufstehen kann.
  4. Vorverlagertes Schlafphasensyndrom:
    Probleme am Abend bis zu einem normalen Zubettgehzeitpunkt wach zu bleiben und verfrühtes morgendliches Erwachen, d.h. die Schlafphase ist quasi "vorgezogen" (z.B. von 20-3 Uhr).
  5. Schlaf-Wach-Störung bei Abweichung vom 24-Stunden-Rhythmus:
    Einschlaf- und Aufwachzeiten verschieben sich jeden Tag um 1-2 Stunden.
  6. Unregelmäßiges Schlaf-Wach-Muster:
    Gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus mit mehreren willkürlich über den 24-h-Tag verteilten Schlafphasen.

1. Schlafstörung bei Zeitzonenwechsel (Jet lag):

Durch Fernreisen mit dem Flugzeug, bei denen innnerhalb weniger Stunden mehrere Zeitzonen überquert werden, kommt es zu einer Diskrepanz zwischen der inneren Uhrzeit und der Uhrzeit der natürlichen Umgebung. Als Folge können vorübergehend folgende Beschwerden auftreten:

Diese Symptome klingen in aller Regel innerhalb weniger Tage ab. Allgemein gilt, dass die Dauer der Symptomatik abhängig ist von der Anzahl der überflogenen Zeitzonen, dem Alter des Reisenden (je älter, desto anfälliger) und der Flugrichtung (Flugreisen in Richtung Osten werden schlechter vertragen).

Mehr zum Thema Jet-lag finden Sie hier:

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2. Schlafstörungen bei Schichtarbeit:

Schichtarbeit, d.h. Arbeit zu wechselnder Tageszeit (z.B. Früh-, Spät-, und Nachtschicht) oder Arbeit zu konstant ungewöhnlicher Tageszeit (z.B. Dauernachtschicht) ist eine häufige Ursache für Ein- und Durchschlafstörungen sowie vermehrter Schläfrigkeit am Tage. Ein Großteil der Schichtarbeiter mit Nachtschicht klagt über Schlafprobleme und andere Rhythmusstörungen. Nachtschichtarbeiter sind gezwungen zeitverschoben zu ihrer eigenen inneren Uhr als auch den Umweltrhythmen arbeiten und schlafen zu müssen. Obwohl viele Nachtarbeiter das Gefühl haben, nach 2-3 Nächten sich diesem "verkehrten" Rhythmus angepasst zu haben, zeigen Messungen der Körpertemperatur und anderer Biosignale, dass eine tatsächliche Anpassung auch nach längerer Zeit nicht stattfindet, es sei denn, es handelt sich um extreme Abendmenschen oder die Nachtarbeit erfolgt unter Einsatz von hellem Licht (>3000 Lux).

Zu den häufigsten Problemen von Nachtschichtarbeitern zählen:

Insbesondere ältere Menschen, Kranke (Magen-Darm-Erkrankungen, Lebererkrankungen, Diabetes Mellitus, Schilddrüsenüberfunktion, Epilepsie, Psychosen, chronische Schlafstörungen, Sucht- bzw. Abhängigskeitserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen usw) sollten nach Möglichkeit keine Nachtschichtarbeit leisten.

Schichtsysteme sollten nach Möglichkeit folgendermaßen gestaltet sein:

Der Betroffene selber kann sich bestenfalls durch schlafhygienische Maßnahmen wie z.B. Lärmdämmung, Verzicht auf alkohol- und koffeeinhaltige Getränke usw versuchen zu helfen. Medikamentöse Hilfen sollten nur vorübergehend und nur bei ausgeprägten Schlafstörungen zum Einsatz kommen.

In der Realität haben die Betroffen leider häufig keine Wahl: Alter und sozialer Status verhindern häufig, dass trotz gesundheitlichem Risiko oder schon vorliegender gesundheitlicher Beeinträchtigung ein Wechsel auf einen Arbeitsplatz mit normalen Arbeitszeiten möglich ist.

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3. Verzögertes Schlafphasensyndrom:

Bei dieser Rhythmus-Störung handelt es sich um eine Extremausprägung eines Abendmenschen: Der Betroffene hat Probleme zu normalen Zeiten einzuschlafen und fühlt sich häufig gerade in den Nachtstunden optimal wach. Umgekehrt bestehen am Morgen (d.h. zu normalen Aufstehzeit gegen 7/8 Uhr) Probleme aufzustehen, Konzentrationsstörungen, Appetitlosigkeit usw.. Die Schlafphase ist also auf der 24-h-Zeitachse quasi nach rechts verschoben. Die genauen Ursachen dieser Störung sind unbekannt. Viele der Patienten mit dieser Form von Schlafstörung sind jüngeren Alters und entsprechende dem biologischen Rhyhthmus zuwiderlaufende Lebensgewohnheiten ("Studentenleben") tragen möglicherweise zur Entstehung der Störung bei. Problematisch werden diese Gewohnheiten häufig erst dann, wenn der Betroffene sich plötzlich gezwungen sieht, sich den normalen gesellschaftlich erwünschten Schlaf-Wach-Zeiten anzupassen.

Therapie: Das verzögerte Schlafphasensyndrom wird mit einer Kombination von Maßnahmen behandelt. Hierzu gehören vor allem

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4. Vorverlagertes Schlafphasensyndrom:

Bei dieser Rhythmus-Störung handelt es sich um die Extremausprägung eines Morgenmenschen: Der Betroffene hat Probleme am Abend bis zu einem normalen Zubettgehzeitpunkt wach zu bleiben und geht von daher sehr früh zu Bett. Umgekehrt erfolgt dann nach einer normal langen Schlafphase ein verfrühtes morgendliches Erwachen, d.h. die Schlafphase ist quasi auf der 24-h-Zeitachse "vorgezogen" (z.B. von 20-3 Uhr). Diese Form der Schlafstörung ist häufiger bei älteren Patienten anzutreffen: Einerseits tragen altersspezifische Veränderungen zu einer entsprechenden Verschiebung des biologischen Rhythmus bei; andererseits sind es auch hier entsprechende Lebensgewohnheiten (frühes Zubettgehen, weil man mit den Abendstunden nichts anzufangen weiß), die zur Entstehung dieser Schlafstörung beitragen.

Therapie: Die Therapie erfolgt ähnlich wie beim verzögerten Schlafphasensyndrom durch eine Kombination von Chronotherapie, abendlicher Lichtgabe und Schlafhygiene.

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5. Schlaf-Wach-Störung bei Abweichung vom 24-Stunden-Rhythmus:

Bei dieser Form der Rhythmusstörung verschieben sich die Einschlaf- und Aufwachzeiten jeden Tag um 1-2 Stunden, d.h. die betroffenen Patienten leben nach einem Rhythmus, der etwas länger als 24h dauert bzw. folgen in erster Linie dem circadianen Rhythmus ihrer inneren Uhr und lassen sich wenig durch äußere Zeitgeber darin beeinflussen. Entsprechend der Rolle von Tageslicht als wichtigstem äußerem Zeitgeber findet man diese Form der Rhythmusstörung häufiger bei Blinden.

Therapie: Die Therapie dieser Störung zielt primär auf eine Stabilisierung des Schlaf-Wach-Rhythmus ab, sobald die Einschlafzeit in der erwünschten Abendstunde liegt. Die Stabilisierung erfolgt einerseits durch das Setzen klarer Zeitgebersignale bzw Verhaltensmaßnahmen (Wecker, Gymnastik, Lichtgabe am Morgen), andererseits medikamentös (u.a. Melatonin, Vitamin B12, Hypnotika)

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6. Unregelmäßiges Schlaf-Wach-Muster:

Bei dieser Form von Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung liegt ein völlig unvorhersehbares Muster aus mehreren Schlaf- und Wachphasen im Laufe des 24h-Tages vor. In erster Linie findet man solche desorganisierten Schlaf-Wach-Rhythmen bei Patienten, bei denen in Folge dementieller oder anderer hirnorganischer Veränderungen die "innere Uhr" selber in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Teilweise werden jedoch auch Fälle beschrieben, bei denen von Kindheit an der Rhythmus gestört war, so dass man hier von einer angeborenen Fehlfunktion ausgeht.

Therapie: Die Therapie erfolgt über Verhaltensmaßnahmen (klar erkennbare Zeitgeber setzten, Lichtgabe) und medikamentös (Hypnotika, Stimulanzien)

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